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»Voll-Guter-Hoffnung«

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Geburtsbericht von Friedrich

Wie schon in der Nacht davor, wachte ich von Wehen auf. Im Liegen war es schon bald unangenehm, sodass ich es mir in der Stube auf dem Pezziball gemütlich machte. Ich ging davon aus, dass es wieder nur ein paar Stunden andauern wird und der Körper sich langsam vorbereitet. Doch die Wehen blieben, zwar etwas unregelmäßig, aber die Intensität nahm sachte zu. Der Vormittag verging, ich versuchte mich mit Haushaltsaufgaben abzulenken und schrieb Dorothea am späten Vormittag. Da es ihr gerade gut in den Zeitplan passte, kam sie zu uns nach Hause und sie schrieb ein CTG und untersuchte mich. Die bisherigen Wehen haben noch keine Eröffnung gebracht und da der Muttermund noch weit Richtung Kreuzbein gezogen war, empfahl sie mir eine bestimmte Position während der Wehen einzunehmen.  

Wir verabredeten uns für den späten Nachmittag um erneut ein CTG zu schreiben.  

 Es war schönstes Frühlingswetter aber zu einem Spaziergang alleine war mir dann doch nicht zumute. Mein Mann arbeitete im Home Office und versuchte noch alle Termine wahrzunehmen. Zu Hause fühlte ich mich sehr wohl und freute mich, dass die Wehen mittlerweile regelmäßig und auch intensiver wurden. 

Ich versuchte mich für einen Mittagsschlaf hinzulegen, schlief auch kurz ein und da der Befund noch nicht nach Geburtsbeginn aussah, wäre eine längere Wehenpause auch okay gewesen. Doch dazu kam es nicht, die Wehen waren jetzt wirklich regelmäßig und die Abstände verkürzten sich und ich musste mich so langsam während der Wehe festhalten. 

Mein Mann übernahm dann einfach die Kommunikation mit Dorothea, worüber ich sehr froh war, denn darauf hatte ich keine Lust mehr. Es war denke ich am späten Nachmittag, als Dorothea erneut zu uns kam. Das CTG war wieder völlig in Ordnung, das Baby bewegte sich kräftig, aber am Muttermundsbefund hat sich nur minimal etwas verändert. Ich war enttäuscht und vor meinem inneren Auge spielten sich Geburten ab, welche ähnlich begannen, und alle möglichen Interventionen überschlugen sich in meinem Kopf. Dorothea und mein Mann machten mir Mut und als nächstes war ein Einlauf dran. Gespannt, was die Nacht bringt und etwas deprimiert meinerseits verabschiedeten wir Dorothea gegen 20.00 Uhr. Wir schrieben unseren engsten Freunden und den werdenden Großeltern eine kurze Nachricht und baten um Gebetsunterstützung. Anschließend ging ich in die Wanne und erhoffte mir etwas Entspannung und anschließenden Schlaf. Ich döste und drehte mich aller drei, vier Wehen auf die andere Seite. 

Mein Mann legte sich in die Stube und schlief sogar schnell ein. Irgendwann verspürte ich den Drang nachzuschauen was gerade aus mir heraus läuft. Eine schöne Zeichnungsblutung! Ich freute mich so sehr und untersuchte mich selbst. Der Muttermund war am Eröffnen, die Fruchtblase prall und meine Glücksgefühle stiegen von jetzt auf gleich an. Ich ließ meinen Mann schlafen und räumte noch etwas die Küche auf, stellte die letzten Dinge für die Geburt raus und veratmete immer wieder Wehen. Dann legte ich mich wieder hin, es war schließlich später Abend. In den kommenden, längeren Wehenpausen bin ich tatsächlich eingeschlafen. Gegen 23.30 Uhr weckte mich eine starke Wehe, ich rief instinktiv meinen Mann und während er aus einem Schlaf aufwachte, klammerte ich mich an ihm fest und war überwältigt von der Kraft die plötzlich durch mich fuhr.  Mein Mann wollte Dorothea anrufen, da ich in den Wehen mitdrückte aber ich war mir tatsächlich unsicher, ob es nicht noch zu früh ist!  Vor allem nachts wollte ich keinen Fehlalarm auslösen und glaubte nicht, dass es so zügig geht. Irgendwann (ca. 23:40 Uhr) rief er einfach an und auf seine Beschreibung hin, fuhr sie zum Glück auch gleich los. Mit dem Mitternachtsläuten der Kirchenglocken kam sie an und als sie klingelte, sprang die Fruchtblase. Es war erleichternd und ich realisierte, dass jetzt scheinbar „wirklich“ Geburt ist. Ich kniete auf unserem Bett und konnte mich an meinem Mann festhalten. Der eigentliche Wunsch, in der Wanne zu gebären war mir jetzt völlig egal, einen räumlichen Wechsel konnte ich mir kräftemäßig nicht vorstellen. Ich war immer noch überwältigt von der Geschwindigkeit, mit der es jetzt voranging! 

Als der Kopf geboren war, aller Druck war wie weggeblasen, sagte ich (ohne zu denken): „Du bekommst Geschwister“. Über diese Aussage mussten wir oft im Wochenbett schmunzeln und es ist zum geflügelten Satz geworden. Und mit der nächsten Wehe kam unser Sohn 00:22 Uhr auf die Welt. Dorothea legte ihn vor mich und nach einer kurzen Zeit nahm ich ihn an mich und voller Dankbarkeit stand für uns die Welt einen Moment still. 

 Da die Nabelschnur sehr schnell auspulsiert war, gebar ich in der gleichen Position die Plazenta und dann konnte ich mich mit Hilfe von Dorothea und meinem Mann hinlegen - mit Friedrich auf meiner Brust.

Sie schaute noch nach Geburtsverletzungen, schnell war klar, dass eine Naht unabkömmlich ist aber Anke in Ruhe kommen kann. In der Zwischenzeit konnten wir kuscheln und ein paar Mal seine zarte Stimme hören. Ich wurde liebevoll durch Anke mit einer Naht versorgt und mit meinem Mann machte Dorothea die U1. Ich legte Friedrich das erste Mal an und war so glücklich, dass es ohne Probleme klappte. 

Gegen 03.00 Uhr verabschiedeten sich Dorothea und Anke und wir lagen nun zu Dritt in unserem Bett. Unsere 92– jährige Vermieterin unter uns bekam von allem nichts mit und wunderte sich nur, warum so spät im Treppenhaus Begängnis war.  Bevor wir unseren Freunden und der Familie schrieben, schliefen wir noch ein paar Stunden und wachten dann einfach neben Friedrich auf! Wir fühlen uns von Gott so beschenkt mit der Hausgeburt. 

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